21.03.2014 ::: 14:30 - 15:00

OpenUp! - Opening Up the natural history heritage for - Petra Böttinger

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Wenn von Kultur die Rede ist, denkt man gewöhnlich zuerst an die Bildenden Künste, an Architektur, Literatur etc., weniger an Naturwissenschaften. Dabei stellen die Erkenntnisse und Zeugnisse der historisch bedeutsamen Forschungsreisen und Entdeckungen Humboldts, Darwins und anderer berühmter Wissenschaftler einen wertvollen Teil des historischen europäischen Kulturguts dar. Die europäischen Naturkundemuseen mit ihren großen naturhistorischen Sammlungen beherbergen eine Vielzahl einzigartiger Objekte aus dem Bereich Biodiversität, die der Öffentlichkeit bislang nur schwer zugänglich gemacht werden konnten, auch weil die oftmals zarten und empfindlichen Exponate aufgrund ihrer Natur nicht oder nur begrenzt für eine dauerhafte öffentliche Präsentation geeignet sind. Viele dieser Objekte dienen wissenschaftlich als taxonomische Referenzobjekte für die Pflanzen- und Tierarten weltweit, darunter seltene und verbreitete Arten, und sogar ausgestorbene Spezies.

Wertvolles Kulturerbe also, welchesgrößtenteils bereits im Multimedia-Format vorliegt und – sowürde man vermuten – bereits seinen festen Platz in der virtuellen europäischen BibliothekEuropeanabeansprucht. Doch tatsächlich waren digitalisierte naturhistorischeObjekte in Europeana bislang absolut eine Ausnahme und unterrepräsentiert. Diese Lücke zu schließen war das erklärte Ziel des eben abgeschlossenen, EU-geförderten ProjektsOpenUp!

Mit Stand Februar 2014 konnten über 1,5 Mio. naturhistorischer und –wissenschaftlicher Zeugnisse, darunter über 20.000 Audiodateien mit Tierstimmen und Videoaufnahmen,viaEuropeana der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.Damit rücken Kultur und Natur enger zusammen. Wo immer in Kunstund historischer Technik Pflanzen und Tiere auftauchen, wird nun durch „OpenUp!“ die passendeExpertise aus naturkundlichen Sammlungen bereitgestellt. Wer sich über Shakespeares „Romeo und Julia“ informiert, kann die Frage „War es die Nachtigallund nicht die Lerche?“ online gleich selbst beantworten.

Initiiert wurde OpenUp! von Mitgliedsinstitutionen des Consortiumof European TaxonomicFacilities (CETAF) und der Global Biodiversity Information Facility (GBIF). Die Projektvorbereitung wurde durch Mittel des Präsidiums der Freien Universität Berlin unterstützt. Projektpartner sind 23 führende naturkundliche Institutionen aus 12 europäischen Staaten (Belgien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Irland, Niederlande, Österreich, Slowakei, Tschechische Republik). Deutschen Partner sind der Botanische Garten und das Botanische Museum Berlin-Dahlem der Freien Universität Berlin, das Museum für Naturkunde/Berlin und das Zoologische Forschungsmuseum König/Bonn.

Im Rahmen des Projekts wurde,unter Nutzung vorhandener Ressourcen, z.B. der am BGBM entwickelten SoftwareBioCASe,ein technischer Arbeitsprozess (Workflow)erarbeitet, mit dessen Hilfe die Daten der verschiedenen Projektteilnehmer gesammelt und für die Veröffentlichung bei Europeana in einen gemeinsamen Datenstandard (ABCD, ESE bzw. EDM) transformiert wurden.Der begleitend entwickelte Data Quality Toolkitunterstützt die die hohe Qualität der gelieferten Daten und ist allen Verwendern der OpenAccess Software BioCASe frei zugänglich.

Eine zusätzliche Besonderheit ist die Common Names Ergänzung: Die Suchmaschine findet Begriffe aus der Tier- und Pflanzenwelt auchdann, wenn man sie in einer der 27 Landessprachen eingibt, die Europeana für die Sucheanbietet. Denn nicht jeder kennt die in Fachdatenbankenüblichen lateinischen Fachbezeichnungen von Pflanzen und Tieren und weiß sofort, dass sich z.B. hinter Quercusund SorbusEiche und Eberesche verbergen.

Die Nutzung des OpenUp! Workflows ist auch für neue weitere Anbieter von Sammlungen möglich, der OpenUp! Helpdesk steht für die Einrichtung und Begleitung des technischen Setups weiterhin zur Verfügung. Der Bestand der wenig aufwendigenOpenUp! Infrastruktur wird auch über das Ende des Projektes hinaus gewährleistet sein.

 
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Dr. Petra Böttinger
Diplombiologin, ist seit April 2011 am Botanischen Garten und Botanischen Museum in Berlin-Dahlem als wissenschaftliche Projektkoordinatorin im EU-geförderten Projekt OpenUp! – „OpeningupthenaturalhistoryheritageforEuropeana“ tätig. Neben der Organisation und Koordinierung der technischen und naturwissenschaftlichen Arbeitsgruppen sowie der Öffentlichkeitsarbeit des Projekts ist sie mit der Begleitung der IPR Problematik desöffentlichen Zugriffs viaEuropeana auf die digitalisierten Objekte und deren Daten befasst.
Sie studierte an der Freien Universität Berlin Biologie mit den Schwerpunkten Botanik, Genetik und Molekularbiologie und promovierte am Institut für Angewandte Genetik mit einer Arbeit zur Modifikation von Samenspeicherproteinen bei Leguminosen mit modernen Züchtungsmethoden.

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