21.03.2014 ::: 15:30 - 16:00

Projekt Natural Europe: Auf digitalen Lernpfaden zum realen Objekt - Martina Kölbl-Ebert

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Naturkundlichen Objekte – Pflanzen, Tiere, Fossilien, Gesteine und Mineralien – sind digital nur schwer fassbar. Sie sind weit mehr als nur ihr Bild. Es fehlen der 3D-Effekt, der wissenschaftliche und der emotionale Kontext, Geräusche und Gerüche, die Haptik, die Aura des Originals. Wie sinnvoll ist es da, naturkundliche Objekte in Internetdatenbanken für die breite Öffentlichkeit fassen zu wollen? Sollen die Leute doch ins Museum kommen!
Nun, das tun sie aber leider immer weniger. Die Reize der modernen Medien des digitalen Zeitalters sind wohl zu verlockend und sie haben auch die Sehgewohnheiten der Menschen verändert. Informationsgewinnung, Lernen, aber auch das Vergnügen am Neuen, Sonderbaren und Verblüffenden funktioniert heute anders als noch in den 1970er Jahren, als beispielsweise das Jura-Museum Eichstätt eröffnet wurde.
Das Projekt Natural Europe hat sich daher nicht nur auf die Bereitstellung von Bildern, Texten und elektronischen Medien beschränkt, sondern verknüpft diese über virtuelle Lernpfade mit den zugrundeliegenden realen Objekten, stellt diese in einen informativen und interessanten Kontext und führt so die Nutzer der digitalen Angebote nicht nur auf eine virtuelle Reise, sondern auch ganz real hinaus in die Natur und hinein ins Museum.

Das Projekt Natural Europe, gefördert im Rahmen des ICT PolicySupport Programme der EUmit einer Laufzeit von Oktober 2010 bis September 2013, führte digitale Materialien von sechs Naturkundemuseen zusammen, erschloss sie über Metadaten, machte sie effektiv durchsuchbarund verband sie mit der DatenbankEuropeana. Die beteiligten Museen sind das Naturgeschichtliche Museum Kreta, dasMuseuNacional de História Natural Lissabon, das Jura Museum Eichstätt, das finnische ArcticCentre inRovaniemi, das EestiLoodusmuuseum Tallin und das Ungarische Naturgeschichtliche Museum Budapest. Zuden insgesamt etwa 20.000 Materialien gehören Texte, Bilder, Videos und Animationen sowie multimediale undinteraktive Objekte.
Der besondere Fokus des Projekts lag auf der didaktischen Erschließung der Materialien, um ihre Nutzbarkeit für dieformale Lehre (in Schulen und Hochschulen) und das informelle Lernen (in den beteiligten Museen und über dasWeb) zu gewährleisten. Die Materialien wurden so aufbereitet, dass Lernpfade durch den gesamtenBestand erzeugt und dynamisch angepasst werden können. Diesen Pfaden kann im Klassenverband oder überWeb-Interfaces und interaktive Installationen in Museen gefolgt werden. Im Laufe des Projekts wurdenexemplarische Lernpfade erzeugt.Die erforderliche technische Infrastruktur sowie die Werkzeuge und Schnittstellen wurden ebenfalls im Rahmen desProjekts bereitgestellt.
Insgesamt waren fünfzehn Projektpartner beteiligt, neben den bereits erwähnten sechs Museen das Greek Research and Technology Network (als Koordinator), dieTechnische Universität Kreta, das Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik, EllinogermanikiAgori (eine griechische Privatschule), die Universität Bayreuth, die Universität Helsinki und die belgischen FirmenBarco (Bildgebung, Displays) und Magic Worlds (2D-/3D-Produktion).

 
[... vita: ]

Dr. Martina Kölbl-Ebert hat an der Universität Tübingen im Fach Geologie promoviert. Nach einem wissenschaftlichen Volontariat am Staatlichen Museum für Naturkunde in Karlsruhe und einem PostDoc-Aufenthalt am GEOMAR-Forschungszentrum in Kiel wurde sie Konservatorin an der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie in München. Seit 2003 ist sie Leiterin des Jura-Museums Eichstätt.

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